Heizen mit Holz stärkt die Region

Holz bewegt ganze Regionen, vom Wald bis zur Asche. Über 60 Teilnehmer fanden sich am Freitag, 19. Januar 2018, zur Holzenergie-Tagung von BEO HOLZ in Zweisimmen ein.

Regionalgedanke

Heizen mit Holz stärkt die regionale Wirtschaft. Beim Heizen mit Heizöl fliesst der grösste Teil aus unserer Region direkt ins Ausland. So aber nicht beim Heizen mit Holz. Laut Berechnungen von Holzenergie Schweiz bleibt die gesamte Wertschöpfung in der Schweiz. Von 100 ausgegebenen Franken gehen 52 Franken sogar direkt in die Region. Heizen mit Holz entlastet nicht nur die Um-welt, sondern fördert die Wirtschaft der Region. So zählen sich Gemeinden, Bäuertgemeinden, Waldbesitzer, Fernheizkraftwerke, Pellet Produzenten, Architekten, Sägereien, Vertreter der Ver-waltung und öffentliche Waldbesitzer aus dem gesamten Berner Oberland zum Teilnehmerkreis der Holzenergietagung. Das zeigt, wie breit die Holzenergie bewegt und interessiert. Alle Teilneh-menden haben ein gemeinsames Ziel: Die Holzkette regional und überregional zu stärken und da-mit Arbeitsplätze und Wertschöpfung zu erhalten.

Holzheizungen richtig sanieren

Gemeinderatspräsident Ernst Hodel hat ein klares Ziel: Zweisimmen soll mit dem Energiestadt-Label ausgezeichnet werden. "Zweisimmen fördert aktiv die Energieeffizienz, den Einsatz erneu-erbarer Energiequellen und die Reduktion des CO2-Austosses", sagt Hodel. Nachhaltiges Bauen, Heizen und Sanieren ist der Gemeinde ein grosses Anliegen. Zweisimmen ist seit 1995 eine Hol-zenergiegemeinde. Rund zwanzig öffentliche Bauten, Gewerbe- und Dienstleistungsbetriebe und über 170 Wohnungen sind am Holzwärmeverbund angeschlossen. Rolf Michel, Präsident der Fernwärme Zweisimmen informiert, dass rund 99 Prozent der Energie mit Holzschnitzeln aus der Region produziert wird. Seit Dezember 2015 liefert die ARGE Eschler/Caviezel Zweisim-men/Boltigen den Rohstoff Holz. Spätestens im Jahr 2022 muss die mittlerweile über zwanzig Jah-re alte Heizzentrale Zweisimmen technisch saniert werden. Andreas Keel, Forstingenieur ETH und Geschäftsführer Holzenergie Schweiz, gibt den Tagungsteilnehmenden eine Checkliste für ein umfassendes Sanierungskonzept mit auf den Weg. Er schätzt das jährlich zusätzlich noch ver-fügbare Potential für Holzenergie in der Schweiz auf 2.5 Mio. m3 pro Jahr. Somit beträgt das ver-fügbares Energieholzpotential ca. 8 Mio. Der jährliche Zuwachs an Schweizer Wald beträgt rund 10 Mio., so findet absolut keine Überholzung statt. "Eine Sanierung lohnt sich also allemal, denn der Fernwärmemarkt ist ein Markt mit Zukunft." meint Keel.

Wirrwarr um Holzasche

Ein "brennendes" Thema ist die Entsorgung der Holzasche. Andreas Keel fasste die Thematik zusammen: Im 2016 trat die neue Verordnung über die Vermeidung und die Entsorgung von Abfäl-len «VVEA» in Kraft. Diese Verordnung kategorisiert die Betreiber von Holzenergieanlagen prak-tisch in die Kategorie der «Abfallproduzenten» und führt für die Betreiber von Heizwerken zu er-heblichen Mehrkosten. Dank der Hartnäckigkeit und des starken Zusammenhalts in der Holz-branche zeichnet sich nun eine Lösung ab. Das Bundesamt für Umwelt, BAFU, anerkennt Holz als wertvollen Brennstoff und will sich mehr Kenntnisse über die Holzasche verschaffen. Die Verant-wortlichen sind bereit, das Ascheproblem gemeinsam mit der Branche anzugehen, damit auch die Heizwerkbetreiber langfristig eine verlässliche Entsorgungslösung haben. "Dass die Holzbranche zusammensteht, lohnt sich eben", schloss Keel.

Die Holzbranche Bern verbündet sich

Zusammenarbeit als Erfolgsfaktor war auch der Treiber zur Gründung der Initiative Holz | BE, welche sich seit Januar für die gesamte Holzbranche im Kanton Bern einsetzt. Die Berner Wald-besitzer BWB, der Bernische Sägereiverband, der Schreinermeisterverband Kanton Bern, die Schreiner Berner Oberland, Holzbau Sektion Bern und Sektion Berner Oberland sowie BEO HOLZ sind die Träger der neuen kantonalen Plattform. Präsidiert wird die Plattform (www.initiativeholz.ch) vom Waldbesitzer und Nationalrat Erich von Siebenthal. Auch im Bereich der Holzenergie will die Plattform tätig werden. Hanspeter Abbühl, Leiter der Arbeitsgruppe Holzenergie BEO HOLZ und Tagungsleiter wirkt aktiv im Steuerausschuss der Initiative mit.

Neuer Ansatz: Contractor statt öffentlich-rechtliche Anbieter

Ronny Brunner von Swiss Contracting zeigt neue Wege im Energiemarkt auf: Das Outsourcen von Planung, Finanzierung, Installation und Betrieb von Energieversorgungs-Anlagen für Wärme, Kälte und in Zukunft auch Strom. Ein externer Betreiber, der weder Käufer noch Mieter ist und die volle Verantwortung trägt, führe zu mehr Angeboten, mehr Innovationen und bessere Konditionen. Die Finanzierung läuft über "Crowdfunding": Geldbeschaffung mittels Vielzahl von Personen, die bereit sind über Internet in übersehbaren Beträgen zu konkreten bekannten Bedingungen zu in-vestieren. In Abhängigkeit der Energiestrategie 2050 wird die dezentrale Energieproduktion wichti-ger und neue Modelle sind gefragt. Die Besichtigung der Heizzentrale Zweisimmen und der neu errichteten SIMMENTAL ARENA lie-ferte nach den Referenten weitere handfeste Inputs. Aus Fehlern lernen, die neusten Erkenntnisse berücksichtigen und die heutige Technik nutzen, diese Empfehlungen gab Hanspeter Abbühl als Tagungsleiter abschliessend allen Teilnehmenden mit auf den Heimweg.
Hier kommt ein Titel rein 2
Erich von Siebenthal, Hans von Känel, Rolf Michel, Andreas Keel, Ernst Hodel, Ronny Brunner, Hanspeter Abbühl (weitere Fotos in guter Auflösung erhältlich auf Anfrage – jolanda.kueng@volkswirtschaftbeo.ch).